Der helle Schein von Arlington

Keine Weihnachtsmärkte, kein Glühwein, keine Adventsfeiern - so richtige Festtagsstimmung will im Jahr von Covid-19 nicht aufkommen. Dazu noch wird es schon am Nachmittag dunkel, die kriechende Kälte motiviert auch nicht für den Aufenthalt im Freien und so bleibt für viele nur die dekorative Festbeleuchtung des eigenen Heims als Vergnügen in der Vorweihnachtszeit.

Doch warum nicht die erlaubten Spaziergänge am Abend mit einer Besichtigung kombinieren? Ortstermin im fernen Texas: In Arlington bei Dallas wird seit Jahrzehnten eine herzerwärmende Idee umgesetzt. Auch dort haben die Anwohner im Wohngebiet „Interlochen“ einst, vor gut 40 Jahren, damit begonnen, in der Weihnachtszeit ihre Häuser mit Lichterketten zu schmücken. Mit der Zeit hat die Deko-Lust dann ein wenig überhandgenommen – einhergehend vermutlich mit der Erfindung der günstigen LED-Lämpchen und den immer irreren Ideen der Interlocher.

Das Resultat: Heute sind es mehr als 200 Hausbesitzer, die der Tradition in der Nachbarschaft folgen und ihre Vorgärten und Hausfassaden mit Abertausenden von Leuchtbirnchen dekorieren. Akkurat mit Lichterketten nachgezogene Hauskonturen wechseln sich ab mit bunt strahlenden Büschen, gleißend hellen Baumstämmen und unerwarteten Deko-Motiven, die aus Star Wars, Disney und Co. entliehen wurden. Kitschig? Aber so was von! Und dennoch ist das Ganze eine schöne Augenweide. Was der Spaß an Strom frisst, mag man sich nicht vorstellen.

Da man in Texas nicht spazieren geht, sondern cruist, schauen sich die Besucher die Lichterfülle nicht zu Fuß, sondern aus dem Auto an. Jährlich lockt das kostenlose Spektakel rund 120.000 Betrachter nach Interlochen, die sich nach Einbruch der Dämmerung im Schritt-Tempo in ihren Wägen durch die bunt illuminierte Nachbarschaft schieben. Es sind so viele, dass die örtliche Polizei regelmäßig für Ordnung sorgen muss. Was immerhin viel besser sei, „als den Verkehr auf dem Highway zu regeln“, meint Korporal Deric Sheriff vom Arlington Police Department grinsend.

Die Ordnungsbehörden haben eigens eine Fahrroute entwickelt, damit alle alles sehen können. So tuckert in den Tagen vor Weihnachten jeden Abend zwischen 19 und 23 Uhr eine lange Blechschlange Stoßstange an Stoßstange durch den hellen Schein von Interlochen. Die Fahrt kann, je nach Besucheraufkommen, bis zu drei Stunden dauern. Schlau, wer vorher noch einmal auf der Toilette war. Und immer am 25. Dezember ist dann Schluss mit lichtig – bis zum nächsten Jahr.

Website: http://lakeinterlochentx.com/christmas-lights/